Seit Tagen herrscht unterschwellige Unruhe. Jetzt ist es endlich soweit.
Früh halb neun stehen wir vor der Tür zum MRT. Doch da es eine Verzögerung gibt, müssen wir noch eine knappe halbe Stunde warten.
Du entdeckst in einer Kiste einige Spielzeugdinos und beginnst, mit ihnen zu spielen. Alle Dinos fallen brüllend über meine Finger her, was dich zum Kichern bringt.
Die Anästhesistin, die ich bereits von den vorherigen MRTs und OPs kenne, führt mit mir ein kurzes Aufklärungsgespräch. Da du die Narkosen schon mehrfach problemlos durchgemacht hast und sich in der Zwischenzeit nichts bei dir geändert hat, können wir das Gespräch schnell mit den Unterschriften beenden.
Wenige Minuten später ruft sie uns auf, es kann los gehen.
Kurz nach neun Uhr lasse ich dich narkotisiert zurück. Anderthalb Stunden wird die Untersuchung voraussichtlich dauern. Ich schlage die Zeit mit einem kleinen Frühstück tot, doch meine Gedanken kreisen ständig um die Bilder, die gerade eine Etage unter mir entstehen. Wird etwas darauf zu sehen sein? Ist alles sauber? Gibt es unklare Stellen? Das zehrt fürchterlich an den Nerven…
Bevor mich meine Nervosität im Kreis rennen lässt, gehe ich wieder zum MRT zurück. Die anderthalb Stunden sind bald um, nicht mehr lange und ich habe dich wieder.
Doch es dauert. Die Zeit zieht sich wie Kaugummi und ich werde immer mehr zum Nervenbündel.
Es ist inzwischen elf Uhr, als endlich die Tür aufgeht und ich zu dir gehen kann. Du liegst seelenruhig schlafend im Bett, der Überwachungsmonitor piepst rhythmisch und zeichnet gleichmäßige Kurven. Ein friedlicher Anblick in all dem Gewusel der Schwestern.
Ich setze mich neben dich und schaue dir beim Schlafen zu. Streichle deinen kleinen Kopf mit den vielen Haaren, betrachte deine langen Wimpern, spüre deine Atmung und frage mich, was die Bilder wohl ergeben werden. Vorhin war ich noch voller Angst zwischen Bangen und Hoffen, doch jetzt bin ich mir sicher, dass alles gut ist. Es macht sich eine innere Gewissheit breit, ein beruhigendes Gefühl.
Du schläfst eine ganze Stunde und wachst kurz vor dem Eintreffen des Transportes auf, der uns in die Tagesklinik bringen soll. Draußen regnet es in Strömen – hätten wir laufen sollen, wären wir völlig durchgeweicht angekommen.
In der Tagesklinik kannst du richtig zu dir kommen. Das Mittagessen wartet auf dich, endlich darfst du wieder etwas essen und trinken.
Bevor wir zurück nach Hause fahren, frage ich die diensthabende Ärztin, ob sie vielleicht schon ein erstes Ergebnis hat. Sie selbst war bei der Konferenz nicht dabei, aber sie versucht, telefonisch etwas in Erfahrung zu bringen. Ich warte gespannt und hoffe, doch die Ärztin kann niemanden erreichen.
Also werden wir uns bis übermorgen gedulden müssen.