Nach einer Nacht, in der wir wie Steine schlafen, wachen wir sehr zeitig auf. Wir finden keine Ruhe und beschließen, sofort zu dir in die Klinik zu fahren.
Um 5 Uhr betreten wir dein Zimmer, du schläfst friedlich und ruhig, die Geräte summen leise und zeigen perfekte Kurven.
Wir haben einiges zu organisieren, da ab nächster Woche wieder so etwas wie Alltag einkehren soll. Dein Bruder kommt morgen wieder nach Hause und soll ab Montag in den Kindergarten. Papa will wenigstens stundenweise bis Mittag arbeiten und danach in die Klinik kommen. Ich werde die Tage und Nächte hier bleiben. Ich glaube, das ist ein guter Plan, um etwas Struktur reinzubringen.
Im Laufe des Tages macht deine Koordination großartige Fortschritte:
– du hältst zielgerichtet wie früher meinen Shirt-Ausschnitt beim Stillen fest,
– du greifst nach den Schläuchen,
– du stützt dich am Bettgitter ab und machst schon Anstalten, dich daran hochzuziehen
Du machst die Augen zwar kaum auf und das linke Auge huscht immer nach links weg, aber du schaust dich nach dem Pfleger um und betrachtest die Infusionsgeräte. Auch das Hören klappt, da du dich zu mir umdrehst, als ich dich anspreche.
Am Nachmittag werden bis auf die Elektrolytinfusion alle anderen Infusionen entfernt. Nur bei Bedarf gibts eine Ladung Medikamente.
Am frühen Abend beschließen die Ärzte, dass dein Zustand so stabil ist, dass du verlegt werden kannst. Wir verlassen mit dir die Intensivstation und beziehen ein Zimmer auf der Normalstation.
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