16.01.2014 – wake me up

Ein neuer Tag,  ein neuer Start ins Ungewisse. Nach einer Nacht, in der wir völlig fertig zum ersten Mal seit deiner OP schlafen, fahren wir wieder zu dir in die Klinik. Als wir im Auto sitzen und Papa den Motor anlässt, ertönt aus dem Radio „wake me up when it’s all over“. Ich nehme es als kleines Zeichen, dass du heute endlich aufwachen wirst.

Als wir dein Zimmer betreten, sind wir so ergriffen von dem Anblick, dass wir weinen müssen. Du liegst ganz friedlich und ruhig in deinem Bett, die Zimmerschwester hat dir dein Schlafschaf in den Arm gelegt und dir zum ersten Mal seit der OP ein Oberteil angezogen.
Wären nicht all die Maschinen um dich herum, die Schläuche an und in dir und deine OP-Wunde am Hinterkopf, würde man meinen, alles sei wie immer. Wie früher, als wir noch nicht wussten, was in deinem Kopf wächst.

Gegen Mittag beginnst du, 6 Atemzüge pro Minute selbstständig zu machen. Wie gebannt starren wir auf die Monitore und hoffen, dass  es so weiter geht. Trotz Sedierung und Blutdruckmittel ist dein Blutdruck bedenklich hoch. Die Ärzte beraten das weitere Vorgehen, damit er beim nächsten Extubationsstress nicht durch die Decke geht.

Kurz nach 13 Uhr wird die Beatmungsmaschine abgestellt, so dass sie dich nicht mehr aktiv beatmet, sondern nur noch unterstützt, sobald sie einen Impuls von dir bekommt. Mittlerweile schaffst du ganze 19 Atemzüge ganz alleine!

Kurz nach 18 Uhr schicken die Ärzte Papa und mich aus dem Zimmer hinaus. Sie starten den dritten Extubationsversuch. Wir hoffen und bangen und sagen uns immer wieder, dass du es schaffen wirst. Du bist so tapfer, du wirst atmen! Als sich die Tür öffnet, sehen wir zufriedene Gesichter und dich zum ersten Mal ohne Beatmungsschlauch. Von nun an atmest du komplett ohne Unterstützung. Nur hin und wieder muss ich die Sauerstoffmaske neben dein Gesicht legen.

Beim Einschlafen hast du immer wieder Atemaussetzer, doch nach einer halben Stunde gibt sich das wieder. Deine Zimmerschwester macht noch Mundpflege bei dir. Mit einem in Tee getränktem Wattestäbchen wischt sie deinen Mund aus, als du zielgerichtet nach dem Stäbchen greifst, es herausziehst und wieder in den Mund steckst. Wieder ein Fortschritt! Uns fällt ein Stein vom Herzen und wir sind unheimlich froh darüber.

Diese Nacht verbringe ich an deiner Seite in der Klinik.

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